Die Premiere von Punch and Judy im Bockenheimer Depot präsentiert Birtwistles Einakter als komische Tragödie. Schwarzer britischer Humor trifft auf avantgardistische Klangexperimente. Alden Gatt dirigiert das Opernorchester mit hoher Präzision und Intuition. Regisseur Wolfgang Nägele nutzt Puppenspielcharaktere, minimalistische Bühnelemente und Videoprojektionen, um existentielle Grundfragen zu visualisieren. Geburt, Tod und Wahnsinn werden als überzeichnete Figurenkonstellation inszeniert. Die Produktion besticht durch dramaturgische Dichte, szenische Klarheit und eindringliche akustische Effekte und durabel nachklingend.
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Tradition und Avantgarde verschmelzen radikal in Birtwistles skurrilem Musiktheater
Im komprimierten Format fungiert Punch and Judy als radikales Klanglabor, das Geburt, Gewalt und Wahnsinn in kondensierte musikalische Energien übersetzt. Birtwistles Partitur verbietet überflüssige Füllungen und konstruiert stattdessen eine Serie prägnanter Klanggesten, die britischen Zynismus paralleleffizient mit avantgardistischer Strenge verweben. Über die Puppenfiguren evoziert das Werk metaphorische Bilder menschlicher Antriebe. So entwickelt es eine unmittelbare Wirkungskraft, die zwischen befreiender Erkenntnis und beklemmender Irritation oszilliert und nachhaltig begeistert provokativ spannend einzigartig.
Musikalische Avantgarde, britischer Humor verschmelzen in Punch and Judy
Seine Zugehörigkeit zu britischen Avantgardekreisen spiegelt sich im bewussten Bruch mit Brittens tonaler Musik wider. Harrison Birtwistles Kompositionen sind geprägt von originellen Klangskulpturen, neckischen Ironieinschüben und ungestümen rhythmischen Formationen, die bizarre Klangräume eröffnen. Er verzichtet auf stringente Erzähllogik und schafft stattdessen radikale Musiktheaterstrukturen, inspiriert von europäischen Avantgardeströmungen. In Punch and Judy entfaltet jede Note eine unmittelbare expressive Wirkung und konzentrierte emotionale Schärfe durch komprimierte Klanginszenierung, radikale Effektsetzung und spürbare Spannung.
Klangliche Präzision unter Gatt, szenische Virtuosität entfaltet Nägele meisterhaft
Musikalischer Leiter Alden Gatt verantwortet in dieser Spielzeit die Neuinszenierung von Macbeth und legt dabei Wert auf rhythmische Präzision sowie klangliche Klarheit. Regisseur Wolfgang Nägele, der mit Falstaff am Theater Bielefeld, Il trittico im Saarländischen Staatstheater und A Midsummer Nights Dream in Seoul Anerkennung fand, verschmilzt Puppentraditionen mit aktuellen Licht- und ausgefeilten Tonkonzepten. Die enge Zusammenarbeit mit Hans Neuenfels zwischen 2007 und 2016 garantiert eine differenzierte, lebendige und packende Dramaturgie.
Bariton Porter rundet Ensemblebesetzung mit kraftvollem atemberaubendem Punch-Gesang ab
Die Figuren der englischen Puppentradition erwachen durch das Quartett Danae Kontora, Cecilia Hall und Jarrett Porter in Frankfurt neu. Kontora interpretiert Pretty Polly mit perlender Koloratur und rollend fließender Phrase, die an ihre Königin-der-Nacht-Darbietungen erinnert. Hall prägt Judy mit konturierter Linienführung und nuancierter Impulsgebung. Porter konstruiert Punch mit vollem Baritonregister und pointiertem komödiantischen Impetus. Als Ensemblemitglieder der Oper Frankfurt vereinen sie vokale Vielschichtigkeit und dramatische Schärfe zu einem eindrucksvollen Szenenbild.
Ticketbestellung unter 069-21249494, online sowie an Vorverkaufsstellen jetzt möglich
Im Veranstaltungskalender der Oper Frankfurt steht die Erstaufführung am Donnerstag, 11. Dezember 2025 um 19 Uhr im Bockenheimer Depot. Wiederholungen folgen am 14., 18., 20., 22., 28. und 30. Dezember, jeweils um 19 Uhr. Eintrittspreise liegen zwischen 20 und 80 Euro; externe Vorverkaufsgebühr beträgt 12,5 Prozent. Kartenbuchungen sowie Reservierungen sind bequem direkt online unter www.oper-frankfurt.de, alternativ telefonisch unter 069 – 212 49 49 4 oder an den offiziellen Vorverkaufsstellen möglich.
Modernes Musikdrama im Depot vereint Geburt, Wahnsinn und Tod
Die herausfordernde Produktion Punch and Judy in Frankfurt zwingt Publikum und Ensemble gleichermaßen zu intensiver Auseinandersetzung mit Klang, Text und Bild. Harrison Birtwistles komplexe Partitur kombiniert avantgardistische Tonfolgen mit schwarzer Komik und zerrt an konventionellen Wahrnehmungsgewohnheiten. Unter Alden Gatts präziser Musizierweise und Wolfgang Nägeles reduzierter Regie entstehen in skurrilen Tableaus eindringliche Sinnbilder. Das Ensemble präsentiert mit großer stimmlicher und darstellerischer Präzision ein packendes Opernerlebnis und eröffnet neue Horizonte moderner Oper.

